Südafrika - 12 Monate in der Regenbogennation: In de being in de vacation, ehhh! (TEIL 1)

Dienstag, 4. Februar 2014

In de being in de vacation, ehhh! (TEIL 1)

Jawohl! Jubelschreie werden laut...der Trommelwirbel beginnt...ja, ihr lest richtig! Nun kommt es endlich zum langersehnten und heiß erwarteten Urlaubsbericht. Um euch und auch mich etwas zu entlasten (so nett von mir!) werde ich den Bericht in mehrere Teile splitten. Hier also Teil eins!

Freiwillige auf der Graduation
Fangen wir ganz von vorne an...und zwar beim letzten Wochenende, bevor wir in den Urlaub gefahren sind:
Simon
Wir waren bei der Graduation-Party unserer Freiwilligenfreunde aus dem fünf Kilometer entfernten Thuto Motheo Crèche (eine Art Abschiedparty für die Kids, die nach den großen Sommerferien eingeschult werden) und haben außerdem Freitag und
Samstag eine Abschiedsparty für unsere beiden Classic-Freiwilligen Freya und Yannick gefeiert. Beide Male wurde es sogar geschafft den Sonnenuntergang zu genießen, es war sehr schönes Wetter und die Verabschiedung war somit vollends gelungen. Yannick hat uns außerdem seinen aufgemotzten '89er VW Jetta namens "Simon" mit 350.000 gefahrenen Kilometern hinterlassen - ein Prachtstück, was aber leider schon in seine letzte, starke Verfallsphase getreten ist...

Nun erstmal zum Allgemeinen: Ich bin, sowohl mit Familie, als auch mit anderen Freiwilligen, insgesamt ca. 8000 Kilometer in 6 1/2 Wochen gefahren. Freya, Freddie und ich starteten von Johannesburg aus mit dem Mietwagen zur östlichen Ozeangrenze Südafrikas und verfolgten die gesamte Küste (mit kleinem Abstecher in die Drakensberge und nach Lesotho) bis in den tiefen Südwesten, nach Kapstadt. Dort verließen mich nach drei Wochen (23.11. - 16.12.) meine beiden Gefährten und ich blieb knapp eine Woche alleine in Kapstadt, bis ich endlich meine Eltern und meinen Bruder vom Flughafen abholen konnte (21.12.). Mit ihnen verweilte ich nicht nur in Kapstadt, sondern auch mit kleinen Abstechern am und im Addo Elephant Park und Plettenberg Bay. Nach zwei schönen Wochen ließ ich meine Eltern in Kapstadt zurück, um mich mit drei anderen MRDP-Freiwilligen zu treffen und mit ihnen die Heimreise zur Farm anzutreten (6.1.). Nach drei weiteren, anstrengenden Tagen, erreichte ich voll beladen gegen späten Nachmittag mein südafrikanisches zu Hause, die Farm (10.1.14).



Abfahrt
Packesel
Nach ein wenig "Verschnaufpause" in Anschluss an das anstrengende Verabschiedungswochenende inklusive hektischem Packen bei ganztägigem Stromausfall ging es für Freya und mich am Sonntagabend in strömendem Regen los in unser "Abenteuer Küstenurlaub". Loane holte uns (Gott sei Dank!) von der Farm ab und ließ uns auf seiner schlafen, damit wir Montagmorgen unkompliziert und so früh wie möglich nach Johannesburg starten konnten (Loane arbeitet dort geschäftlich und musste zufälligerweise am Montag zurück zur Arbeit). Mit viel zu viel Gepäck und entsprechenden Packeselähnlichkeiten schleppten wir uns in den "Gautrain" (Schnellzug zwischen Joburg, Pretoria und Flughafen) in Richtung O.R. Tambo Airport, an welchem wir unseren Mietwagen abholen wollten.

St. Lucia
Im Nationalpark
Von dort aus ging es dann mit kurzem "Pick'n'Pay"-Einkaufsstop sieben Stunden durch bis nach St. Lucia. Diese musste ich bis auf zwei Stunden alleine durchfahren, da es Freya nicht so gut ging. Ich muss sagen, das Fahren im Dunkeln, vor allem auf so einer verlassenen Bundesstraße, war schon echt nicht ohne, vor allen Dinge bei solcher Dauer. Nach der Zeit wird man wirklich etwas irre, driftet manchmal ins Pilotensein ab, so sieht die Straße in vollkommener Dunkelheit mit den rot, gelb und weißen Reflektoren zur Fahrbahnbegrenzung eher aus wie eine Start- und Landebahn für Flugzeuge. Gegen halb Elf erreichten wir dann St. Lucia, wo Freddie schon bereit stand, bei seinen Eltern abgeholt zu werden, sodass wir dann endlich auf unseren Campingplatz konnten. Zu erwähnen ist definitiv, dass wir auf dem Weg zum Campingplatz mehrere Nilpferde am Straßenrand haben sehen können, was in mir die beängstigende Assoziation eines sich während unseres Tiefschlafs auf unser Zelt trampelnden Hippos hervorrief und mich nur mäßig gut schlafen ließ.

Cape Vidal
Am nächsten morgen ging es früh zum Nationalpark in der Nähe von St. Lucia. An Tieren gab es hier nichts "Besonderes" zu sehen (durch den Urlaub im Krügerpark ist man ja schon relativ abgehärtet) außer ein paar Mistkäfer, die ohne Sorgen ihre Kugeln über die Straße rollerten. Überall stehen diesbezüglich Verkehrsschilder, dass man auf Mistkäfer aufpassen soll und auch bitte so wenig Elefantenäpfel überrollt wie nur möglich, schließlich sind diese Hauptbestandteil dieser Kugeln. An sich war der Park wirklich schön, vor allem, da hier bis zu fünf Ökosysteme aufeinander treffen...Es ist sehr bergig, teilweise trocken, teilweise sehr feucht, viele Seen und der Park grenzt an den indischen Ozean. An letzterem liegt auch das berühmte Cape Vidal, der Höhepunkt des Parks. Ein langläufiger, atemberaubender, weißer Sandstrand, an dem sich wirklich fast gar keine Menschen befanden. Zum schwimmen ist es dort auch sehr geeignet, was wir natürlich auch ausnutzten. Rund um den Strand und nahegelegene Picknickplätze konnte man sehr viele Affen mitsamt ihrer Babies beobachten, die so sehr auf Essen der Touristen konditioniert waren, dass sie auch gar nicht mehr so scheu erschienen. Gegen Abend fuhren wir aus dem Park zurück und quartierten uns in unserem ersten, richtigen Backpacker ein, in welchem wir zum ersten Mal auf die allgemeine Backpackerbibel namens "Coast to Coast" trafen. Sie sollte uns ein Wegweiser für unsere weitere Fahrt sein! Der "Coast to Coast" ist nämlich eine Art Backpackerverzeichnis, in dem die günstigsten und zugleich atmosphärischsten Unterkünfte für junge Reisende zu finden sind. Ich bin sehr froh, dieses Buch bei mir gehabt zu haben, so haben wir letztendlich in vielen wirklich tollen Unterkünften geschlafen und nie über 10€ pro Nacht bezahlt (egal ob Camping, Dorm (Schlaflager) oder Dreierzimmer).

Drakensberge
Am nächsten Morgen ging es erneut früh los in Richtung Drakensberge, also ein gutes Stückchen ins Land hinein (siehe Route Punkt E). Kaum waren wir auf einer Landstraße, die von der Autobahn abging, umwarb uns ein dichter Nebel, der ab und an mit kleinen Schauern ergänzt wurde. Das Fahren wurde somit durchaus unschöner und auf sehr viel langsamer, da man wirklich nur gut 20 Meter gucken konnte. Stört den duschnittlichen südafrikanischen Autofahrer jetzt nicht so (der fährt unbeeindruckt der eingeschränkten Sicht mit unreduzierter Geschwindigkeit und ohne Licht auf sein Ziel zu, passt schon) und obwohl sonst IMMER schon beim leichtesten Schauer die mich sehr nervende Nebelschlussleuchte angestellt wird, wurde dies im Nebel so gut wie nie gemacht...HÄ?! Nach einem kleinen Mittagsabstecher in einen sehr ländlichen Spar-Supermarkt (wie immer einer Erfahrung für sich, da bist du ohne Pause dort eigentlich besser dran) und recht langer Weiterfahrt, erreichten wir irgendwo im nirgendwo und bei schlechtem Wetter gegen 22 Uhr unseren Backpacker.

Fluss durch Lesotho
Aufgrund einer vorher eingeholten Empfehlung wollten wir uns gleich nach dem Check-In für die am nächsten Tag anstehende Wanderung hoch in die Berge zum berühmten "Amphitheatre" (Beeindruckende Konstellation von Bergen) anmelden. Leider gab es dafür nur noch zwei freie Plätze...zu wenig also für uns. Egal, der etwas aufgedrehte und an diesem Abend und auch den darauffolgenden bestimmt nicht ganz saubere Hostelbesitzer meinte, dass alles gut wird und das Wetter egal ist und dass wir es einfach morgen früh versuchen sollten. "Eastcoast is the best. No, Westcoast is the best. No, HOMEGROWN is the best..." - Ahja, der böse Schelm dürfte also die ein oder anderen unversteuerten Nebeneinkünfte haben, ließen wir an dieser Stelle schließen. Dass auch das Publikum für dieses Geschäft vorhanden war, fanden wir dann am nächsten Tag selbst raus - natürlich ist nicht alles "easy" und "cool" gewesen, die Gruppe war voll, wir konnten nicht mit auf den Trip und meldeten uns stattdessen für eine Fahrt nach Lesotho am darauffolgenden Tag an. Somit hatten wir an diesem ziemlich ungemütlichem, kalten und verregneten Wochentag nichts besseres zu tun, als uns einen schönen, entspannten Tag in diesem wirklich sehr tollen Backpacker zu machen. Später fanden wir noch ein paar Freunde für den Abend, eine Gruppe junger Sportstudenten aus Bloemfontein, die uns ein Spiel namens "Flip-Cup" beibrachten, während wir im Gegenzug Flunkyball demonstrierten. Wir mussten erneut feststellen, dass dieses Spiel für den Durchschnittssüdafrikaner wohl nicht so empfehlenswert ist...

Lesotho
Wunderschöne Landschaft
Arbeiter in Lesotho
Die Fahrt nach Lesotho war für uns eine sehr große Herausforderung, da wir immernoch an den "Babalasi"- und "Koperasi"-Nebenwirkungen des Abends litten. Des Weiteren schlief man in unserem 8er-Dorm nur "Medium-Sharpy", was den Nebenwirkungen nicht gerade entgegenkam. Kaum waren wir über den kleinen Pass gefahren und befanden uns im Königreich, war es das mit befestigten Straßen und einigermaßen komfortabler Fahrt. Die Trauer über diesen Verlust nahm uns aber sogleich die Schönheit der Landschaft, die so unberührt und jungfräulich auf uns wartete. Zuerst bekamen wir eine "Führung" durch eine Schule (für mich also nichts neues und relativ uninteressant - ich arbeite selbst in Räumen ohne Wasser, ohne Schwamm, ohne Platz für 60 Kinder). Anschließend ging es hoch auf die Berge zu alten Höhlenmalereien, zu einem "Traditional Doctor" und in ein kleines Dorf, wo wir aufs neue dieses sooo wunderbar leckere und überhaupt nicht ekelhaft aussehendes, totaaaaal gut schmeckendes "Traditional Beer" probieren durften. Leute...tut es nicht! Ich glaube, die ein oder andere Geschmacksknospe hat mich an diesem Nachmittag verlassen. In dem Dorf waren auch sehr viele Kinder, mit denen wir erstaunlicherweise sofort Anschluss fanden und mit ihnen "Ha Ayo Mathata" (Setsw.: es gibt keine Probleme) einstimmten. Hier haben wir selbst gemerkt, inwiefern wir uns verändert haben in unseren ersten vier Monaten, dass wir viel mehr und ohne Bedenken und Zurückhaltung auf die Einheimischen zugehen konnten, dass die Distanz einfach wahnsinnig minimiert wurde - eine sehr aufbauende Feststellung. Über Lesotho: Land mit dem höchsten Tiefpunkt über dem Meeresspiegel, drittärmstes Land der Welt, riesiger Trinkwasservorrat am Damm - was fast alles nach Südafrika exportiert wird und die Bürger selbst ironischerweise an Trinkwassermangel leiden.

Durban
Bunny Chow
Wieder einmal Regen und ziemlich viel Wind...Durban, eine an sich nicht sonderlich besondere, aber meist beschäftigte Hafenstadt Afrikas, zog uns vor allem durch das sehr interessant klingende Indische Viertel an. Leider war in Durban selbst kein einziger Backpacker mehr frei (wir hatten leider vergessen, dass schon Freitag war), sodass wir unseren Tagesplan ein wenig umschmeißen mussten. Wir besichtigten den Hafen und fuhren in die Innenstadt, die vollgestopft war mit ebenfalls überfüllten Minitaxis, Ständen und Menschen jeglicher Herkunft. Unser Ziel für heute reduzierten wir erneut aufgrund des Regens und der nicht sonderlich vohandenen Schönheit der Stadt dahingegen, dass wir ein berühmt und berüchtigtes indisches Nationalgericht probieren wollten: Ein "Bunny Chow", das gut zu vergleichen ist mit dem altbekannten "Spathlo" (siehe erster Urlaub im September). Generell ist Durban eine sehr asiatisch und vor allem indisch geprägte Stadt, was aufgrund der geografischen Lage und dem Ruf als Hafen- und Handelsstadt auch sehr logisch zu erklären ist (siehe Karte Punkt F). Nach langem Fragen und Suchen fanden wir eine Art Imbiss in einem Einkaufszentrum, das Bunny Chow verkaufte. Das Gericht sah super aus, ein viertel Laib Weißbrot, ausgehöhlt und mit Curry gefüllt, anschließend mit dem Inneren wieder verdeckt. Ich hätte alles sehr gerne aufgegessen...allerdings hatte ich schon nach dem dritten Bissen so gut wie nichts mehr geschmeckt und war kurz vorm Losheulen, so stark brannte mir die Schärfe in der Kehle und auf der Zunge. Die paar Geschmacksknospen, die das "Traditional Beer" noch übrig gelassen hatte, waren spätestens jetzt auch sehr stark beschädigt. Da halfen auch die drei Sprite nichts...Naja, aber gut, es mal probiert zu haben!
Frühstück am Strand, Warner Beach
Nach unserem Mahl ging es weiter zu der etwas außerhalb gelegenen Unterkunft in einem Vorort namens Warner Beach, am Berg und mit Meerblick, die außerdem auch vier kleine Babykatzen beherbergte - also eine ideale Unterkunfte für mich. Des Weiteren hatten wir mal wieder ein ganzes Dorm für uns, ein Dreierzimmer mit fünf Betten zu viel sozusagen.




Port St. Johns
Fischer an der Flussmündung
An diesem Morgen ging es mit dem Ziel "Coffee Bay" zurück auf die Straßen. Wir entschlossen uns, nicht direkt über die Autobahn und einem anschließenden Zubringer in den Ort zureisen, sondern einen scheinbar kleinen Umweg über die kleine Fischerstadt namens Port St. Johns zu machen. Dazu mussten wir ums neue über unbefestigte, mit Minenfeldern von Schlaglöchern übersähte Matschstraßen fahren, bei der man bei jedem Ruck zusammenzuckt - wer weiß, wie lange unser kleiner Nissan "Agathe Unpower" Micra (klein, wenig PS...Agathe musste man hier und da liebevoll anfeuern, da die Chance auf eine Schieberei am Berg gar nicht mal so klein war) das noch mitmachen sollte. Bei vielen Wolken und immer noch ungemütlichem Wetter erreichten wir die kleine Stadt, die sehr süß zwischen zwei Bergen mit Blick Richtung Meer gelegen ist. Hier hielten wir uns bis auf eine kleine Pause am durchlaufenden Fluss allerdings nicht so lange auf, da unser eigentliches Ziel des Tages wie gesagt ein anderes sein sollte.

Fortsetzung folgt...

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